So brutal, so undankbar kann der Sport sein. Und so dramatisch kann Handball sein! Das bleibt als Fazit nach dem Cup-Viertelsfinal in Schaffhausen. Trotz offensichtlich leeren Batterien zeigte sich der HC Kriens-Luzern hartnäckig, kämpfte um seine Chance - und wurde dafür mit einer fulminanten Schlussphase, leider aber nicht mit einem Weiterkommen belohnt. Denn in einer dramatischen Schlussphase liess das hochdekorierte Starensemble der Schaffhauser die Routine spielen - und nahm eine Riesenportion Dusel für sich in Anspruch. Denn der HCK scheiterte mit einem Siebenmeter fünf Sekunden vor Schluss. Der hätte zwar «nur» die Verlängerung bedeutet, das wäre aber für den Gast aus der Innerschweiz aber mehr als nur verdient gewesen.
«Ich bin wirklich stolz auf diese Mannschaft,» adelte HCK-Coach Heiko Grimm seine Mannschaft trotz Niederlage. «Wir sind dem Titelverteidiger auf Augenhöhe begegnet, haben ihn bis in die Schluss-Sekunde gefordert und haben dabei gezeigt, dass wir sehr nahe an den Spitzenteams dran sind.» Insbesondere freute sich Grimm über den Auftritt seines Teams als Kollektiv: «Wir hatten uns vorgenommen, die letzten Kraftreserven zu mobilisieren und dem Gegner geschlossen entgegenzutreten. Ich hatte wirklich riesige Freude, wie wir das geschafft haben.»
Immerhin war der HC Kriens-Luzern nach ausgeglichenem Start Mitte von Halbzeit zwei mit bis zu drei Toren zurück. Dann aber drehte der Gast aus der Innerschweiz auf, weil insbesondere auch die Umstellungen in der Abwehr griffen. Davon zeugen auch die nur gerade 25 erhaltenen Gegentreffer gegen den amtierenden Meister. Da kann ein Team nicht alles falsch gemacht haben, ist doch Schaffhausen auch offensiv die stärkste Equipe der NLA.
Das «Problem» lag in der Offensive des HCK - oder stand vielmehr im Tor der Schaffhauser: Nationaltorhüter Aurel Bringolf wehrte nicht weniger als 16 Torwürfe des HC Kriens-Luzern ab und stand phasenweise mit einer Savequote von fast 60 Prozent zu Buche. Dass es da schwer werden kann, gegen einen Gegner vom Formate Schaffhausens zu Zählbarem zu kommen, versteht sich.
Umso erstaunlich war, dass der HCK in der hektischen Schlussphase trotz leerem Tank noch einmal Zähne zeigte. Das Team trat solidarisch auf und hielt auch gegen einen rustikal deckenden Gastgeber (2 rote Karten gegen die Schaffhausen Czsasar und Graubner) mit, begegnete ihm auf Augenhöhe und verdiente sich eine packende Finalissima. Dass Bringolf mit Save Nummer 16 (ein Penalty) den Sieg in Extremis festkrallte, folgte einer gewissen Logik in diesem Spiel, indem der Gast eine Spur abgezockter dann und wann das Glück auf seine Seite zwang.
Der HC Kriens-Luzern verliess damit die BBC-Arena als unglücklicher Verlierer. «Aber einer, der das mit erhobenem Haupt tun kann,» sagte Grimm nach dem Spiel. «Wie wir als Team auftreten sind, freute mich, Weil das mitunter auch ein Versprechen für die Finalrunde ist.» Dort werde das Team wieder angreifen und sich für das Ziel Playoffs zerreissen.
Jetzt geht es für das Team zuerst einmal in die Weihnachtsferien. Während der WM-Pause wird die Mannschaft dann die Finalrunde vorbereiten, die am zweiten Februar-Wochenende beginnt. Dort hat die Mannschaft das Ziel, sich mit einer möglichst guten Position für die Playoffs zu erarbeiten. Dazu braucht es dann zwar wieder Topspiele und Topleistungen. Aber der Auftritt in Schaffhausen war da ein gutes und erfolgsversprechendes Muster dafür. Und auf Dauer zahlt sich diese ehrliche Arbeit mit Sicherheit auch im Resultat aus. Das war so ziemlich das einzige, was an diesem letzten Spieltag in Schaffhausen aus Krienser Sicht nicht passte...
Schweizercup, Viertelsfinal
Kadetten Schaffhausen - HC Kriens-Luzern 25:24 (11:11)
BBC Arena, 200 Zuschauer. SR Brunner / Salah
Spielverlauf: 0:1, 2:2, 5:5, 8:8, 10:8, 11:11; 15:12, 16:13, 17:14, 18:15, 19:18, 21:21, 23:23, 25:23, 25:24.
Strafen: Kadetten SH 7x2 Minuten plus rote Karten gegen Graubner (56., 3x2 Minuten) und Czsasar (60.). HC Kriens-Luzern 3x2 Minuten.
Kadetten SH: Bringolf/Huber; Meister, Delhees, Küttel (2), Graubner (1), Pendic, Huber, Cszasar (9/1), Allili, Maros (6), Koch (3), Muggli (4).
HC Kriens-Luzern: Portmann/Bar (ab 14.); Fellmann (1), Wipf, Blättler (3), Spengler, Vötgli, Baviera (2), Brücker (1), Stankovic (3/1), Ramseier, Radovanovic (4), Schramm (3), Hofstetter (7).
Bemerkungen: Kriens ohne Nyffenegger, setzt Spengler nur Defensiv ein. Penalties: 32. Stankovic scheitert mit Penalty an Bringolf (12:11); 46. Andrjic scheitert mit Penalty an Bar (18:16); 60. Stankovic scheitert an Bringolf (25:24)