Das junge Schweizer Nationalteam von Trainer Michael Suter musste zu Beginn vorerst auf ihren Superstar Andy Schmid verzichten, der nach einer Virus-Erkrankung in den letzten Tagen noch nicht ganz im Vollbesitz seiner Kräfte war. Dennoch starteten die Schweizer hervorragend, lagen zwar in der gesamten ersten Halbzeit nie in Führung, liessen Deutschland aber nie entscheidend davon ziehen.
Beim Stande von 4:4 nach acht Minuten scheiterte Lukas von Deschwanden zweimal innert wenigen Sekunden am starken Deutschland-Torhüter Andreas Wolff und verpasst somit die erstmalige Führung gleich doppelt. In der Folge nutzte Deutschland die einzige (kurze) Schweizer Schwächephase innert sechs Minuten zu einer 8:4-Führung.
Nachdem Andy Schmid in der 12. Minute erstmals auf den Platz gekommen war, ging ein zusätzlicher Ruck durch die Schweizer Mannschaft. Die jungen, kämpferisch grossartigen Eidgenossen stellten den Anschluss kontinuierlich wieder her und glichen kurz vor der Pause zum 11:11 aus und gingen mit einem denkbar knappen 11:12 Rückstand in die Halbzeit.
Im zweiten Durchgang stand die Partie bis zur letzten Sekunde absolut auf Messers Schneide. 13 Minuten vor Schluss gelang der Schweiz durch Cédrie Tynowski die erstmalige Führung (20:19). Sieben Minuten vor dem Spielende traf Luka Maros zum 21:20, vier Minuten vor Schluss Pascal Vernier zum 22:21. Nun war die Sensation greifbar nahe. Der Schweizer Torhüter Nikola Portner (22) zeigte in seinem bereits 50. Länderspiel eine Vielzahl von starken Paraden und liess zudem keinen einzigen Penaltytreffer zu.
Der Schweiz fehlte genau in der dramatischen Schlussphase das nötige Quäntchen Glück, welches dafür Deutschland beanspruchen durfte und 50 Sekunden vor Schluss durch Steffen Weinhold den Siegtreffer (und die erstmalige Führung seit 14 Minuten) erzielte. Den letzten Schuss im letzten Angriff setzte dann Luka Maros knapp neben das deutsche Tor. Mitentscheidend für das bittere Ende aus Schweizer Sicht waren mehrere kapitale Paraden von Deutschland-Torhüter Silvio Heinevetter in den Schlussminuten.
Der Deutsche Nationaltrainer Dagur Sigurdson brachte es nach Spielschluss auf den Punkt. "Am Ende hatten wir das Glück auf unserer Seite. Wir waren am Limit, die Schweiz hat uns alles abverlangt, Hut ab vor dieser Mannschaft und der Leistung des Schweizer Nationalteams. Wir sahen zwei Mannschaften mit grosser Zukunft", bilanzierte der umworbene Isländer, der mit Paris St-Germain in Verbindung gebracht wird.
Michael Suter, Trainer des Schweizer Nationalteams, sprach von einem "Märchen ohne Punkte. Wir waren so nahe dran und zumindest ein Unentschieden wäre bis zuletzt möglich gewesen, selbst ein Sieg war greifbar", so Suter. Einerseits zeigte er sich enttäuscht, gleichzeitig aber auch stolz und lobte den grossartigen Event. "Das war EIN Spiel auf dem Weg in die Zukunft", schloss Suter.
Das Fazit: die Schweiz überzeugte, ja begeisterte als bärenstarkes Kollektiv, in dem jeder einzelne Spieler aktiv Verantwortung übernahm und zu einem grossartigen Eindruck beitrug. Dem Team blieb die Krönung noch versagt, aber die Zukunft präsentiert sich selbst nach dieser unglücklichen Niederlage in einer prickelnden, fast schon historischen Atmosphäre wieder deutlich rosiger als noch vor wenigen Monaten.
EM-Qualifikation Männer
Schweiz - Deutschland 22:23 (11:12)
Hallenstadion. - 10'040 Zuschauer (Rekordkulisse). - SR Dinu/Din (Rou).
Torfolge: 0:1, 1:2, 2:3, 3:4, 4:4, 4:8 (13.), 5:8, 5:9, 7:9, 7:10, 9:10, 9:11, 11:11 (29.), 11:12; 12:12, 13:13, 13:15, 14:15, 14:16, 15:16, 15:17 16:17, 16:18, 18:18 (45.), 18:19, 20:19 (47.), 20:20, 21:20, 21:21, 22:21, 22:22, 22:23 (59.).
Strafen: je 4mal 2 Minuten.
Schweiz: Portner; Schmid (5), Meister (1), Liniger (2), Tynowski (2), Vernier (2), Svajlen, Lier, Alili, Sidorowicz (1), Delhees (1), Von Deschwanden (2), Röthlisberger (1), Küttel (1), Maros (4).
Deutschland: Wolff/Heinevetter (ab 47.); Gensheimer (3), Lemke, Wiencek (2), Reichmann (2), Weinhold (4), Fäth, Häfner (1), Ernst (3), Kohlbacher (3), Drux (3), Pieczkowski (2), Weiss.
Bemerkungen: Schweiz ohne Rubin, Raemy (beide verletzt), Deutschland ohne Dahmke, Pekeler, Wiede (alle verletzt). Gensheimer schiesst Penalty gegen den Pfosten (14./5.8). Wolff hält Penalty von Liniger (15./5:8). Portner hält Penalty von Reichmann (33./12:12).
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