Daniel Fellmann ist beim HCK zum Turm in der Defensive gereift. Das war er auch in Zürich. In der Offensive zwang das riesige Lazarett der Zentralschweizer Coach Heiko Grimm in der Saalsporthalle am Sonntag zu Umstellungen. So fehlten mit Tom Hofstetter und David Nyffenegger gleich beide nominellen Rückraum Mitte-Spieler. Also liess Grimm seinen Routinier in dieser Saison schon auf der dritten Position spielen. Und der machte seine Sache auch hier brillant, solange seine eigenen Kräfte, aber auch die seiner Mitspieler reichten.
Als diese nach 50 Minuten für 7 Feldspieler verständlicherweise nachliessen, zückte der HCK dann in Halbzeit zwei gegen GC Amicitia noch eine weitere Karte: Jene der Routine. Mit ihr gelang es in der hektischen Schlussphase, als die Stadtzürcher die Sensation witterten, alles wieder in korrekte Bahnen zu lenken. Fakt aber bleibt: Fellmann organisierte hinten während 60 Minuten die Deckung, und rackerte vorne genau gleich lange um Torchancen und Löcher in der gegnerischen Deckung.
Normalerweise geht ein Team ja ohne Chancen in ein Spiel, wenn gleich vier Stammspieler nicht mittun können. Mit Bar, Hofstetter, Spengler und Nyffenegger fehlten denn auch gleich vier wichtige Stützen dieses Teams. Und doch waren es die Zentralschweizer, die dem Spiel während 45 Minuten eindeutig den Stempel aufdrückten. Clever nahm die Mannschaft Tempo aus dem Spiel, dosierte das Risiko geschickt und hielt sich den Gegner klar vom Leib. In dieser Zeit baute der HCK auf eine stabile Deckung, in der Torhüter Portmann (für den geschonten Bar) starke Phasen hatte und insbesondere in der Schlussphase viele seiner total 12 Saves (33% Quote) hatte.
Offensiv zeigte Peter Schramm ein starkes Spiel mit wichtigen Toren. Aber auch Teamroutinier Boris Stankovic war im richtigen Moment mit einer sehr guten Leistung und wichtigen Toren zur Stelle. Jost Brücker war der gewohnt sichere Verwerter, auch wenn es diesmal aufgrund der taktischen Marschroute weniger Gegenstoss-Chancen gab als auch schon.
Clever, mit Köpfen unterwegs: Der HC Kriens-Luzern erarbeitete sich bis zur 45. Minute ein gutes Polster, von dem er in der hektischen Schlussphase profitierte. Ami-Coach Markus Berchten liess seinen dänischen Profi Matias Helt Jespen nämlich offensiv auf Dani Fellmann spielen, was prompt den Spielfluss der Zentralschweizer brach. Bis sich diese mit der Situation angefunden hatten, war der Gast auf 21:22 herangekommen. Dies nach einer phasenweisen Sechstore-Führung der Gäste. Doch die Zentralschweizer blieben abgebrüht und liessen sich nicht verrückt machen. Vier wichtige Saves von Andi Portmann und der temporäre Kurzeinsatz von David Nyffenegger in der Deckung zur Entlastung des ausgelaugten Peter Schramm waren die wichtigen Faktoren. Sicher ein taktischer Glücksgriff von Coach Heiko Grimm. Denn damit konnten sich die Innerschweizer die siegsichernde Luft verschaffen, die es brauchte. Weil auch die Deckung dadurch wieder an Stabilität gewann.
28:25 lag der Gast am Schluss vorne und freue sich über einen enorm wichtigen Kampfsieg. "Meinen Respekt vor dieser Leistung des Teams," zeigte sich Coach Heiko Grimm nach dem Spiel beeindruckt. "Wir betreiben für diese Spiele sicher sehr viel Aufwand. Aber Siege wie dieser in Zürich zeigen, dass der Web absolut stimmt."
Dabei freute sich Grimm auch über zwei Punkte, die sich das Team clever und geschickt verdient hat. Dass der HCK jetzt zum Ende der ersten Hälfte des Qualifikationsprogramms als Leader dasteht, ist hoch erfreulich und stellt dem Team sehr gute Noten aus. Nach dem Spitzenspiel in Schaffhausen am Mittwoch und dem Cupspiel wird die Pause aber gut tun, um auch personell wieder etwas Kräfte aufbauen zu können.
Service:
GC Amicitia Zürich - HC Kriens-Luzern 25:28 (12:17)
Saalsporthalle Zürich, SR Capoccia/Jucker. 150 Zuschauer
Spielverlauf: 0:3, 1:4, 3:7, 5:9, 7:12, 8:13, 9:15, 10:16, 12:17; 14:18, 15:21, 17:22, 20:22, 20:23, 22:23, 23:26, 24:28, 25:28.
Strafen: GC Amiciita 3, Kriens-Luzern 3x2 Minuten.
GC Amicitia Zürich: Wick/Schelling (ab 15.)/Rieder; Leitner (1), Müller, Fröhlich (1), Suter (4), Santoro (3), Laszlo, Frietsch (8), Schild (2), Koller, Koloper, Jepsen (6).
HC Kriens-Luzern: Portmann; Fellmann (1), Wipf, Blättler, Spengler, Vögtli, Nyffenegger, Baviera (3), Brücker (6), Stankovic (7/1), Ramseier, Radovanovic (3), Schramm (8), Hofstetter.
Bemerkungen: Kriens setzt die auf dem Matchbaltt stehenden Bar, Ineichen, Hofstetter, Spengler, Vögtli nicht ein. Nyffenegger mit Kurzeinsatz in der Abwehr während 8 Minuten in der Schlussphase.