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Grimm: «Stolz auf dieses Team, auf dieses Umfeld...»

Und plötzlich war sie fertig, die Saison 2016/17: Nach dem vierten Spiel in der Playoff-Serie gegen Pfadi Winterthur war die Saison zu Ende für den HC Kriens-Luzern. Trainer Heiko Grimm zieht eine erste Bilanz, während seine Spieler ein erste Trainingspause geniessen.

Und, Heiko: Hat die grosse Leere um sich gegriffen seit dem Ende der Saison?

«Sagen wir es mal so: Es hat die Zeit der neuen Saison begonnen. Und die überlagert sich aktuell noch mit dem Verarbeiten der alten Saison und dem Tanken neuer Kräfte. Denn die Playoffs waren doch sehr anstrengend und kräftezehrend. Da bin ich froh, mal einen Moment durchatmen zu können.»

Wie fällt deine Bilanz aus?

«Ich bin zufrieden mit der Saison. Platz 3 ist ein gutes bis sehr gutes Abschneiden. Auch wenn ich mir zwischendurch immer mal wieder vorstelle, wie es denn gewesen wäre, wenn ...»

Wenn...?

«... ich denke da speziell ans dritte Spiel in Winterthur. Da waren wir so extrem nahe dran. Da wäre so enorm viel möglich gewesen.»

Aus einem 6-Tore-Rückstand habt ihr da einen 2-Tore-Vorsprung gemacht...

«Mehr noch: Nachdem wir Winterthur in deren Halle, mit dem vielleicht bisher besten Spiel überhaupt, bezwungen haben, gelang es Pfadi, uns in Kriens zu schlagen. Diese Heimniederlage dann wegzustecken und in Spiel 3 wieder voll anzugreifen verdient Respekt. Deshalb finde ich auch, dass unsere Leistung in Winterthur im darauf folgenden Spiel mehr verdient gehabt hätte als nur eine ehrenvolle Niederlage.»

Es war eine Willensleistung.

«Das sicher, ja. Deshalb war auch so stolz auf dieses Team, wie es diese Herausforderung annahm und um jedes einzelne Tor gekämpft hat. Da war das vierte Spiel nur noch eine logische Fortsetzung und quasi die Bestätigung dessen, was ich schon nach dem Spiel in Winterthur dachte: ‚Beeindruckend, wie dieses Team lebt, wie es kämpft und wie es funktioniert’.»

Und trotzdem gab es drei Niederlagen. Stinkt Dir das nicht?

«Klar hätte ich lieber gewonnen. Noch so gerne. Und die Spieler auch. Aber am Schluss blieb uns die Erkenntnis: Wir sind alle ein Stück besser geworden in dieser Saison. Um gegen Pfadi sogar ins Finale einzuziehen haben Nuancen gefehlt. Dort wollen wir ansetzen.»

Immerhin gab es Lob vom Gegner.

«Das hat das Team durchaus verdient. Auch Nationaltrainer Michael Suter hat diese Entwicklung schon sehr positiv registriert. Sowas hört man natürlich nicht ungern.»

Was würdest Du als wichtigste Entwicklung der Saison betrachten?

«Wir haben ein gewisses Selbstverständnis entwickelt, wie wir auf eigenen Stärken aufbauend auftreten können. Da spielt jeder einzelne Spieler eine wichtige Rolle. Ich glaube auch, dass jeder einzelne Spieler wirklich Fortschritte gemacht hat. Diese können sportlicher, aber auch persönlicher Natur sein. Nur deshalb war es auch möglich, dass wir die unglaublich vielen Verletzungen kompensieren konnten. Wir haben reagiert und sind halt anders aufgetreten, als wir es mit diesen Spielern getan hätten. Aber gerade da liegt ja auch eine Stärke dieses Teams: Wir haben gemeinsam Lösungen gesucht, statt uns hinter willkommenen Vorwänden zu verstecken. Jeder hat seine Aufgabe erfüllt. Im Spiel, im Training, im Teambus. Alle waren konzentriert dabei, sind jede Aufgabe mit einer grossen Portion Freude und Spass angegangen. Dieser positive Move war sicher ein Schlüssel für den Erfolg.»

Wie geht es jetzt weiter?

«Wir haben die Saison intern besprochen und soweit abgehakt. Jetzt geniessen die Spieler mal zweieinhalb Woche Pause. Das ist auch nötig, denn die Playoffs waren bei dem knappen Personalbestand sehr anstrengend für uns. Dann starten wir in eine sechswöchige Phase 1 der Vorbereitung, in der wir insbesondere auch individuelle Defizite aufarbeiten. Spätestens Anfang Juni werden die neuen Spieler zu uns stossen und wir können beginnen diese, menschlich und sportlich, zu integrieren. Nach den Sommerferien beginnen wir dann Mitte Juli den zweiten Teil der Vorbereitung, damit wir Ende August für den Saisonstart bereit sind. Denn dann wollen wir wieder angreifen.»

Das Team wir punktuell verstärkt – also sind die Playoffs wieder das Ziel?

«Ja. Ich möchte auch keine Spassbremse sein, aber ich mahne zu Aufmerksamkeit. Ich freue mich über das Erreichte, aber es wäre fatal, wenn wir uns jetzt einfach zurücklehnen würden. Denn die Playoffs erreichen wir nur, wenn wir gleich fokussiert und gleich diszipliniert arbeiten und uns weiterentwickeln. St. Gallen und Bern werden nächste Saison mit Sicherheit angreifen. Uns muss bewusst sein, dass wir mit einem Handicap in die neue Saison starten: Mit Tom Hofstetter und David Nyffenegger werden uns zu Beginn noch zwei sehr wichtige Spieler fehlen. Das wird uns erneut fordern. Es wird unsere Aufgabe sein, dass wir da sehr wachsam und hellhörig sind. Stärken, wie wir sie in den Playoffs gezeigt haben, brauchen enorm viel Detailarbeit und Engagement. Da haben wir viel Energie investiert. Mit Rang 3 konnten wir die Früchte ernten. Unsere grosse Herausforderung aber wird es jetzt sein, dass wir uns daran messen lassen müssen.»

Also steigt die Erwartungshaltung?

«Das wird so sein. Aber ich sehe das nicht als zusätzlichen Druck. Ich sehe das als Wertschätzung, die man uns und der Leistung in dieser Saison entgegenbringt. Ich freue mich deshalb sehr auf die kommende Saison, denn ich bin sicher, dass diese Mannschaft noch mehr Potenzial hat.»

Wie sehr wird die Mannschaft den Abgang von Boris Stankovic spüren?

«Boris war ein enorm wichtiger Spieler. Seine Karriere war beeindruckend. Dass er nach 10 Jahren Clubtreue jetzt aufhört, werden wir wegstecken müssen. Aber es ist klar: Seine lange Erfahrung, seine Präsenz auf dem Platz werden uns fehlen. Boris hat aber zuletzt enorm viel mitgeholfen, dass sein Nachfolger Aleksandar Radovanovic bei uns unerhört schnell Fuss fassen konnte.»

Man sagt ja immer, der letzte Eindruck zählt. Wie gehst Du damit um nach dem Playoff-Out?

«Der letzte Eindruck war ein supergeiles Spiel in einer unvergesslichen Atmosphäre. Es war eine grosse Begeisterung zu spüren – auf dem Platz, aber auch auf den Rängen. Eine volle Halle, die Stimmung brodelte, ein wirklich gutes Handball-Spiel ist uns gelungen, auch wenn wir am Schluss verloren haben. Das nehmen wir doch mit. Und mit Sicherheit auch die Fans in der Halle. Und das hat nichts mit Schönreden zu tun. Der Playoff-Modus bringt es halt mit sich, dass ein Team am Ende ausscheiden muss – auch wenn die Leistung an sich gut war.»

Der Schlussapplaus der Fans war ja denn auch sehr herzlich!

«Das ist so – auch wenn wir ausgeschieden waren. Darüber haben wir uns sehr gefreut. Es ist mir aber auch wichtig zu sagen, dass wir zwar den Applaus entgegennehmen durften. Aber er galt mit Sicherheit auch all jenen, die hinter den Kulissen für unsere Spiele gewirkt haben. All diese Ehrenamtlichen - an der Kasse, im Restaurationsbetrieb, am Spielfeldrand oder wo auch immer – ich denke, da wurde gewaltig viel Engagement geleistet mit Herzblut und Freude. Toll gearbeitet wurde auch in der Nachwuchsförderung– immerhin hat der eine oder andere junge Spieler aus der SG Pilatus bei uns angesichts des Verletzungspechs eine wichtige Rolle übernehmen müssen. Dass dies so möglich war, ist alles andere als selbstverständlich. Dieses Herzblut im Umfeld, das sehen wir von der Mannschaft sehr wohl und sind dafür auch unendlich dankbar. Wir dürfen stolz sein auf dieses Umfeld! Umso schöner, wenn es uns gelingt, mit guten Leistungen auf dem Platz etwas dafür zurückzugeben. Mit diesem sehr positiven Gefühl, gemeinsam etwas bewegt zu haben, haben wir die letzte Saison vorerst abgeschlossen.»

Ausführliche Saisonanalyse in der kommende Ausgabe des «Kreisläufer».

 

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