Das muss man erst mal schaffen: In der prallgefüllten Lachenhalle von Thun dafür zu sorgen, dass der Gegner nichts zu lachen hat... Der HC Kriens-Luzern schaffte das mit einem beeindruckenden Kollektivauftritt, der inzwischen schon eindeutig System erkennen lässt. Ein Kollektiv, in dem jeder Spieler seine Rolle kennt und diese dann ausfüllt, wenn es von ihm verlangt wird. So gelang es dem HC Kriens-Luzern, die knappe, unverdiente Niederlage aus dem Heimspiel zum Saisonauftakt zu korrigieren und zwei wichtige Punkte zu ergattern.
Was sich beim HC Kriens-Luzern schon in den letzten Spielen abgezeichnet hatte, war auch diesmal wieder so: Die Mannschaft ist zum starken Kollektiv gewachsen, in dem jeder seine Rolle hat. Und in der jedes Mal ein anderer Spieler über sich hinaus wächst und die Leaderrolle übernimmt.
Auf diese Stärke setzte der Game Plan von Heiko Grimm auch in Thun: «Wir haben bewusst durchgewechselt - auch auf den Flügelpositionen. Mit dem klaren Auftrag, dass jeder Rückzug in die Deckung mit 100% Einsatz erfolgen soll.» Gesagt - getan - und gewonnen! Denn mit diesem Konzept beraubte der Gast aus der Innerschweiz den aktuellen (pardon bisherigen) Tabellenzweiten um seine stärkste Waffe, den Gegenstoss. Die Berner Oberländer konnten nicht wie üblich aus einer stabilen Deckung Gegenstösse laufen, weil dazu schlicht Bälle und Raum fehlten.
So brauchte es letztlich noch Ruhe, Nerven und Geduld. Denn die Partie hielt, was sie mit ihrer Affiche als Spitzenspiel der Liga versprach: Eine Begegnung auf Augenhöhe. Den Thunern fehlten mit Raemy und Rubin zwei Eckpfeiler, dazu fiel Isailovic nach knapp 10 Minuten aus. Das war dann, das muss man zugestehen, für die Thuner zu viel. Er kam zwar bis zur Pause noch einmal heran - letztlich aber lastete zu viel auf den Schultern von Lukas von Deschwanden.
Der Gast aus der Innerschweiz war bereit, die Gunst der Stunde zu nutzen. Nachdem sich der Gastgeber gerade noch mit einem 12:12 in die Pause retten konnte, drehte nach dem Seitenwechsel der Wind. Die Krienser 6-0-Deckung fand immer mehr zu Stabilität - und gewann letztlich das Duell «Niesen contra Pilatus» klar. Gerade mal 8 Tore gestand diese Abwehr nach der Pause dem Heimteam zu - ein Traumwert. Fels in der Brandung war in dieser Phase Goalie Paul Bar (46% Abwehrquote!) zusammen mit einer phänomenal starken HCK-Deckung mit Baviera, Fellmann und Schramm. Die Thuner Angriffseffzienz sank in den Keller, während die Zentralschweizer unbeirrt ihren Weg gingen und das Spiel auch in der Halle des Gegners letztlich dominierten.
27:20 stand es am Schluss - zwei wichtige Punkte und die Ablösung auf Rang 2 in der Rangliste waren das Ergebnis: «Wir haben unendlich viel Freude daran,» sagte Heiko Grimm nach dem Spiel. «Es ist ein hochverdienter Sieg der Disziplin meiner Mannschaft, auf die ich sehr stolz bin!» Sie habe das taktische Konzept hervorragend umgesetzt. Und es habe sich gezeigt, dass die Mannschaft dank viel Ruhe und Abgeklärtheit auch heikle Situationen gut überstand. Wie breite das Team inzwischen aufgestellt ist, zeigt auch, dass nach Luca Spengler letzten Samstag nun der andere Rechtshänder, Pete Schramm, zur spielbestimmenden Figur wurde. Seine 8 Tore aus 10 Versuchen sind eine starke Bilanz.
Wacker Thun - HC Kriens-Luzern 20:27 (12:12)
Lachenhalle, 1265 Zuschauer. SR Castineiras/Zwahlen
Spielverlauf: 0:1, 3:1, 4:3, 5:5, 6:6, 6:8, 7:10, 9:11,11:11, 11:12, 12:12; 12:14, 13:16, 14:18, 15:20, 17:20, 18:21, 19:25, 20:25, 20:27.
Strafen: Wacker 4x2 Minuten, HC Kriens-Luzern 3x2 Minuten
Wacker Thun: Winkler/Willimann/Merz; Linder /2), Dähler (1), Isailovic (1), Glatthard, Lanz (1), Caspar (2), Friedli (1), von Deschwanden (8/1), Huwyler, Krainer (1), Feuchtmann (3).
HC Kriens-Luzern: Bar/Ineichen; Fellmann (1), Wipf, Blättler, Spengler (4), Vögtli, Baviera (2), Brücker (4), Stankovic (3/3), Ramseier, Radovanovic (3), Schramm (8), Hofstetter (2).
Bemerkungen: Kriens ohne Portmann, Nyffenegger und Mühlebach. Penalties: 41. Bar hält Penalty von von Deschwanden (14:17); 50. Linder verschiesst Penalty gegen Bar.