Keine Frage: Die Enttäuschung sitzt tief beim HC Kriens-Luzern nach diesem verkorksten Spiel. Denn nach den zwei Niederlagen gegen die Spitzenteams Schaffhausen und Thun wollten die Zentralschweizer die ersten zwei Punkte der Finalrunde einfahren - und so den Kampf um den Playoff-Heimvorteil noch einmal neu lancieren. Die Gunst der Stunde wäre gewesen, einen personell dezimierten HSC Suhr Aarau ohne seinen Topskorer Tim Aufdenblatten zu schlagen und so Selbstvertrauen aufzubauen.
Der Plan schien zuerst auch tatsächlich aufzugehen: Scheinbar mühelos hatte sich der Gastgeber eine 5:2-Führung erspielt. Die Chance war also da, den Gast in die Schranken zu weisen und vorzeitig eine beruhigende Distanz zwischen sich und den Gegner zu legen. Nur leisteten sich die Einheimischen kurz darauf wieder eine dieser Phasen mit unerklärlichen Fehlern, um jegliche Linie zu verlieren. Innert 6 Minuten wurde aus dem 7:4 ein 7:8. Und man konnte förmlich zusehen, wie sich auch der letzte Funken Selbstvertrauen aus der Krauerhalle schlich. Deckungsfehler, Ballverluste, Fehlwürfe, Strafen...
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Einen Plan B hatte die Mannschaft gegen das Szenario «hängende Köpfe» nicht. Wie zuletzt gegen Schaffhausen verlor der HC Kriens-Luzern mit jedem Gegentor etwas mehr an Selbstvertrauen. Fast jeder Angriff der Suhrer führte zu einem Treffer - die beiden HCK-Keeper kamen zusammen auf sehr bescheidende Werte und konnten hinter einer fahrigen, langsamen Deckung keinen Impuls setzen.
Fatale Folge: Die Gastgeber verloren auch offensiv jegliche Linie. Es mag erklärend sein, dass man mit Radovanovic, Hofstetter und letztlich auch Spengler gleich drei Pfeiler im Angriffsspiel nach langen Verletzungen zuerst wieder richtig integrieren muss. Und es mag sein, dass die ebenso offensive wie unkonventionelle Suhrer Deckung mit dem Hünen Slaninka in der Spitze auch schon anderen Teams zu schaffen machte. Für den zusehends verunsicherten HC Kriens-Luzern war sie jedenfalls förmlich Gift. Das Team leistete sich aus Situationen Fehler, die man kaum für möglich halten würde. Und verlor so eben auch den Zug aufs Tor, die Ausstrahlung und den Glauben daran, gegen dieses Suhrer Team etwas reissen zu können. Braucht es noch mehr an Beweisen für den fehlenden Mut beim HCK: Keinen einzigen Siebenmeter mussten die beiden Refs gegen den HSC Suhr Aarau pfeifen...
Auf der Suche nach Lichtblicken bleibt man beim HC Kriens-Luzern bei Severin Ramseier stecken. Nach einer langen Leidenszeit zeigte er eine starke Halbzeit mit fünf Toren. Die Selbstverständlichkeit und Entschlossenheit, mit der er seine Chancen zu Toren machte, war erfrischend. Er war es, der kurz nach der Pause für eine Strohfeuer sorgte und den HCK auf 12:13 herankommen liess. Doch es war kurze Zeit später ein Déjàvu: Wieder sammelten die Einheimischen die Nuller auf dem Matchblatt, der Gast zog davon. Dass er dabei nicht nur kämpferisch besser da stand, sondern auch spielerisch die feinere Klinge führte, sei ebenfalls erwähnt. Denn das passt durchaus zu diesem missratenen Abend, an dem am Schluss aus Zentraslschweizer Sicht leider die falsche, aus sportlicher Sicht aber die richtige Mannschaft jubelte.
Bleibt zu hoffen, dass der HCK den Knopf öffnet. Vielleicht sogar am Sonntag gegen den BSV Bern Muri. Vielleicht würde es sich lohnen, alles drum herum zu vergessen und sich nur auf eines zu fokussieren: Das Spiel mit dem Ball auf den 40x20 Metern zusammen mit den Teamkollegen. Dann nämlich wäre sehr schnell klar, dass zu gewinnen so kompliziert gar nicht sein kann, wie es sich gegen Suhr Aarau anfühlte ...
HC Kriens-Luzern - HSC Suhr Aarau 22:28 (10:13)
Krauerhalle, 400 Zuschauer. SR Boskoski/Stalder
Spielverlauf:1:0, 1:1, 4:1, 5:2, 6:3, 7:4 (14.), 7:8 (20.), 8:11, 10:12, 10:13; 12:13, 12:14, 13:18, 14:20, 15:22, 18:23, 19:25, 20:27, 22:27, 22:28.
Strafen: HC Kriens-Luzern 4x2, Suhr Aarau 4x2 Minuten.
HC Kriens-Luzern: Bar/Willimann (21.-42.); Fellmann (2), Wipf (1), Blättler (2), Engler (1), Spengler (2), Vögtli, Oertli, Alili (1), Ramseier (5), Radovanovic (3), Delchiappo, Schramm (3), Hofstetter (1).
HSC Suhr-Aarau: Ferrante/Büsching; Reichmuth (7/5), Christ, Isailovic (4), Prachar, Baumann, Skavril (5), Romann (6), Strebel (1), Rohr, Laube, Kägi, Strebel P. (1), Slaninka (4).
Bemerkungen: Kriens-Luzern ohne Nyffenegger. Suhr Aarau ohne Aufdenblatten