Es war angerichtet in der Krauerhalle: Rappelvoll war die Bude, beste Stimmung dank supertoller Fans. Und wie das die Spieler motivierte, zeigte sich im Spiel. Allerbeste Werbung für den «geilsten» Sport war diese vierte Playoff-Halbfinal-Partie. Emotional, kraftbetont, taktisch, clever, dynamisch, teamorientiert. 60 Minuten Werbung in eigener Sache halt. Leider «brauchte» sie am Schluss einen Sieger - und der hiess Pfadi Winterthur. Leider, muss man aus Krienser Sicht sagen. Denn diese Fans, diese Kulisse, diese Atmosphäre hätten durchaus zwei Sieger verdient ...
Der HC Kriens-Luzern steckte das Feld in der vierten Playoff-Halbfinalpartie bald einmal ab und liess deutlich erkennen, wer Herr im Hause ist. Mit enormem Willen, mit Präsenz auf dem Platz und mit Biss hielten die Zentralschweizer dagegen. Der Gast deckte emotional, bisweilen rustikal - und die Grenzen suchend, was die beiden Schiedsrichter zuliessen. Doch die Zentralschweizer steckten nicht nur ein, sie teilten auch aus, hielten dagegen und begegneten dem favorisierten Gast auch im vierten Spiel auf Augenhöhe.
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Fotogalerie von Spiel (Hardy Konzelmann)
Kurzfilm des Spiel (Youtube-Channel des HC Kriens-Luzern)
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27 Minuten lang ging das auch wirklich gut - bis Pfadi kurz vor der Pause erstmals auf drei Tore davonzog. Und weil der Wiederbeginn gleich nach der Pause nochmals mit einer 0:3-Bilanz an die Gäste ging, schien der Zug angefahren. Pfadi führte scheinbar sicher 16:10. War's das?
I wo! Denn wer das dachte, der rechnete nicht mit dem HC Kriens-Luzern im Playoff-Modus! Einen Sechstore-Rückstand hatte das Team am Freitag wettgemacht. Und auf dieser Mission befand sich das Team auch diesmal. Mit enorm viel Kampfbereitschaft kam die Mannschaft zurück ins Spiel und forderte den Gast erneut. Dieser allerdings liess sich nicht stürzen und schaukelte den Sieg - und damit auch die Halbfinal-Serie nach Hause.
Beim HC Kriens-Luzern waren es zwar einmal mehr nur wenige Minuten, in denen es nicht gelang, die Pace des Gegners mitzugehen. Das aber reichte den Pfadern, um die nötige Distanz zwischen sich und den Herausforderer zu bringen. Sowas nennt man effizient, abgezockt, routiniert... Dass da erneut drei verworfene Siebenmeter oder blöde Ballverluste nach individuellen Fehlern auf Seiten des HC Kriens-Luzern gehörig nerven, versteht sich. Aber es ersetzt die Erkenntnis nicht, dass Pfadi wohl (noch) den einen Tick besser war.
Es bleibt der Fakt: Die Saison ist für den HC Kriens-Luzern zu Ende. 1:3 verlor der Herausforderer die Halbfinal-Serie. Zurück bleibt der Eindruck eines Teams, das enorm an Stilsicherheit gewonnen hat, das Ausstrahlung entwickelte und das sein enormes Kämpferherz, seinen Charakter und seine Einsatzbereitschaft in einer dramatischen Playoff-Serie über alles stellte. Insbesondere aber ein Team, das mit dieser Performance ein Versprechen abgab für die Zukunft. Und die beginnt wohl schon am Montag, wenn sich die Spieler wie gewohnt zum Auslaufen treffen.
Stolz kann das Team sein auf das Erreichte. Es sorgte für allerbeste Werbung für den Handball. Und wohl jeder der 1'200 Zuschauer in vollen Krauerhalle wird Ende August wieder mit dabei sein. Denn der Weg dieses Teams ist noch nicht zu Ende, das hatte man am Sonntag in der Krauerhalle gespürt. Der warme Applaus nach dem Spiel (nicht nur für den abtretenden Boris Stankovic) war ehrlich und verdient. Und es würde nicht erstaunen, wenn Coach Heiko Grimm auch den nächsten Schritt mit diesem Team schaffen würde. «Step by step» geht diese Mannschaft ihren Weg. Dei Saison 2016/17 war da ein enorm wichtiger Schritt.
Einzig #onamission ist noch nicht ganz fertig. Packen wir es an...
HC Kriens-Luzern - Pfadi Winterthur 22:25 (10:13)
Krauerhalle Kriens, 1'200 Zuschauer (ausverkauft).
Spielverlauf: 1:0, 2:1, 3:4, 6:5, 6:8, 8:8, 8:10, 10:13; 10:16 (35.), 12:16, 13:18, 15:19, 16:20, 18:20, 20:23, 22:24, 22:25.
Strafen: 6x2 Minuten gegen HC Kriens-Luzern, 9x2 Minuten inkl. rote Karte (Kuduz, 3x2 Minuten) gegen Pfadi
HC Kriens-Luzern: Bar/Portmann (2 Penalties); Fellmann, Wipf (1), Blättler (2), Spengler (4), Vögtli, Bucher, Alili (2/1), Delchiappo, Baviera, Brücker, Stankovic (3/1), Radovanovic (5), Schramm (5).
Pfadi WInterthur: Schulz/Vaskevicius (ab 41.); Maros (1), Tynowski J., Hess (3), Langerhus (7), Sidorowicz (3), Lier (2), Vernier (1), Kuduz (1), Jud (3), Scheuner (3), Freivogel, Svajlen (1).
Bemerkungen: Kriens-Luzern ohne Nyffenegger, Hofstetter, Ramseier (verletzt), setzt Vögtli, Brücker und Bucher nicht ein Pfadi ohne Gavranovic. Penalties: Kriens-Luzern verschiesst 3 (!) Siebenmeter: 14. Radovanovic scheitert an Schulz, trifft im Nachschuss; 17. Stankovic schiesst Penalty an den Pfosten (6:7); 26. Alili verschiesst gegen Schulz (9:11).