Muss man in Sachen Taktik die Bedeutung eines Time-Outs schulmeisterlich zeigen - et voila, die Lachenhalle in Thun erlebte eine Lehrstunde. Impressario: HCK-Trainer Heiko Grimm. Sein Team war nach ansehnlichem Start (2:0-Führung) nach 10 Minuten mit 3:6 in Rückstand. Grimm zögerte nicht lange, legte die grüne Timeout-Karte schon sehr früh auf den Zeitnehmertisch und beorderte seine Mannen zur Lagebesprechung. Ruhig, aber klar kamen die Anweisungen. Unmissverständlich die Hinweise, wo der Hebel anzusetzen sei. Deckung konsequenter, und im Angriff kreativer den Weg auf die Schnittstellen in der Thuner Abwehr suchen.
60 Sekunden Impulse geben, Gedanken ordnen, neue Absprachen. Und vorallem: Den Lauf des Widersachers stoppen...
Gesagt, getan: Zurück auf dem Platz sahen die 1'000 Fans (darunter eine kleine, aber feine Delegation aus Kriens mit Fanclub-Präsident und Oberpauker Willi Wicki an der Spitze) einen anderen HCK. Plötzlich nahm das Spiel des HCK Fahrt auf, fanden die Angreifer die Lücken in der nach Umstellungen nicht mehr ganz so eingespielten Thuner Deckung. Und als der HCK unter der magistralen Leitung von Tom Hofstetter einmal den Dreh gefunden hatte, wie die offensiv gestellte Thuner Abwehrformation zu umgehen sei, gab es kein Halten mehr: Tor um Tor holte der HCK auf, glich aus bei 6:6 und eilte davon zum 6:9 und 7:11.
Die Führung war auch zu Stande gekommen, weil die HCK-Deckung in dieser Phase brillant kämpfte. Vor einem starken Andy Portmann stellte die HCK-Abwehr für die ansonsten so wirbligen, kreativen Thuner ein fast unüberwindbares Hindernis dar. Liga-Topskorer von Deschwanden und Nicolas Raemy, die beiden Innerschweizer in Thuner Diensten, zeigten sich zwar spielfreudig und dynamisch - aber sie waren auf sich gestellt, weil es der HCK-Deckung gelang, deren Ausstrahlung auf die Nebenspieler zu beschränken.
Dabei war offensichtlich, dass auf Thuner Seite die Absenzen ins Gewicht fielen. Dem jungen Mittelblock in der Deckung fehlte die Routine, was der HCK auf der Achse mit Tom Hofstetter und Kreisläufer Fabio Baviera, aber auch auf den Zweierpositionen (Stankovic, Schramm, Hofstetter) resolut zu nutzen verstand.
Angepeitscht von den Fans lehnte sich Wacker nach dem 12:16-Pausenrückstand zwar noch einmal auf und kam auf zwei Tore an den Gast aus der Innerschweiz heran. Für die Wende aber reichte es aber doch nicht. Dazu war der HCK an diesem abend einfach zu seriös und zu selbstbewusst. Und zu engagiert für die Sache kämpfend, die Niederlage in St. Gallen definitiv als Ausreisser nach unten ad acta legen zu können.
So jubelte am Schluss der HC Kriens-Luzern in fremder Halle. Der Sieg war wichtig für die Reputation des Teams, für die Finalrunde und wohl auch für die Playyoff-Entscheidung im Frühling. Denn derart wichtige Auswärtspunkte, die niemand auf der Rechnung hatte, können am Schluss über «In oder Out» im Playoff-Kampf entscheiden.
Wacker Thun - HC Kriens-Luzern 29:34 (12:16)
Lachenhalle Thun, 1'000 Zuschauer. SR Jergen/Zaugg.
Spielverlauf: 0:2, 3:2, 3:3: 6:3, 6:8, 7:10, 9:11, 9:15, 11:16, 12:16; 12:18, 13:19, 16:19, 18:20, 19:21, 20:25, 21:27, 23:27, 24:28, 24:30, 26:31, 28:32, 29:34.
Wacker Thun: Merz/Winkler; Linder (1), Rubin (9/6), Raemy (5/1), Dähler (4), Isailovic (2), Glatthard, Lanz (2), Friedli (1), von Deschwanden (5), Hüsser, Feuchtmann.
HC Kriens-Luzern: Portmann/Ineichen; Fellmann (1), Mühlebach (1), Weingartner, Blättler (2), Gwerder, Stojanovic (1), Baviera (5), Stankovic (8/4), Baumgartner (5), Schramm (4), Hofstetter (7).
Bemerkungen: Strafen: Wacker 2, Kriens 5 x 2 Minuten. HC Kriens-Luzern ohne Spengler, Schelbert, Vögtli und Lehmann. Penalties: 14. Portmann hält Penalty von Raemy (6:6). 20. von Deschwanden verschiesst Penalty.