War das ein Abend zum Augenreiben in der Krauerhalle! Zu Gast war mit Kadetten Schaffhausen das beste Team der Liga, eine Übermacht in den finanziellen Möglichkeiten und mit einem Grosskader von 21 Spielern (9 Ausländer) angereist, in dem das Schweizer Toptalent Ron Delhees aber den Cut nicht schaffte und auf die Tribüne verbannt wurde. Der Triple-Sieger der letzten Saison, der auch in dieser Saison nicht nur die drei Titel verteidigen will (und das fast schon muss - auch im eigenen Anspruch), sondern auch in der Champions League das Achtelsfinale schaffen will - in einer Gruppe mit illustren Gegner wohlverstanden ...
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Bilder vom Spiel © Benedikt Anderes
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Und dann beginnt die Meisterschaft - und der Favorit kommt in fremder Halle schon im ersten Saisonspiel ins Taumeln. Grund dafür: Eine wirklich starke Leistung des kecken Aussenseiters aus der Zentralschweiz. Was der HC Kriens-Luzern defensiv bot, war Handball vom Feinsten. Kampfbetont (was nicht weniger als 16 Zeitstrafen insgesamt belegten), aber stets auf Augenhöhe begegneten sich zwei Teams, die den Infight aufnahmen. Und der Gastgeber war von der ersten Minute an gewillt, dagegenzuhalten, was der Gegner an personeller Übermacht aufs Feld brachte.
Schon in Halbzeit 1 schaffte es der Gastgeber, den Meister mit drei Toren zu distanzieren. Doch die Schaffhauser setzten mit aller Routine nach, glichen aus und nutzten dabei selbst eine doppelte Unterzahl zu zwei Toren. Doch es zeugt vom neuen Selbstverständnis des HC Kriens-Luzern, dass er sich deswegen nicht beirren liess. Als mit der Rückkehr von Paul Bar nach dem Seitenwechsel auch einige wichtige Impulse aus dem Tor kamen, zogen die Gastgeber vorentscheidend von 17:16 zur Pause auf 21:16 davon. Und diesmal schaffte es der Gast nicht mehr, die Wende herbeizuführen. Die Zentralschweizer blieben fokussiert, kämpften im Team bravourös gegen die ungestüm, bisweilen auch ungeschickt weil verzweifelt angreifenden Schaffhauser und machten den Sack zu. Und als die Gäste zum Schluss sogar noch die Nerven zu verlieren drohten (in der nationalen Konkurrenz Punkte zu verlieren sind sich die Kadetten nicht mehr wirklich gewohnt), behielt der HCK kühlen Kopf. Und während sich draussen das Gewitter über Kriens entlud, brauhte sich bei den Kadetten das erste Donnerwetter zusammen. Wann, bitte schön, hat Schaffhausen schon ein Saison-Auftaktspiel verloren ?
Beim HC Kriens-Luzern brillierte zuerst einmal das Team im Kollektiv. Defensiv stark mit einem Mittelblock, an dem sich auch andere Teams durchaus die Zähne ausbeissen könnten, schnell in der Auslösung des Gegenstosses, variabel in der Auslösung - es machte Freude, diesem HC Kriens-Luzern zuzuschauen. Ein Team, das die Entscheidung im Spiel mit eigenen Kräften erzwang und eben nicht auf Schwächen des Gegners wartete. Nach der Pause deckte das Team enorm stark, Paul Bar gelangen starke Paraden, womit der Favorit schon mal kräftig wankte. Dann kam beim HCK mit Jost Brücker ein weiterer Neuling, der glanzvoll aufspielte. Der Rechtsaussen liess sich 8 Treffer notieren - aus Gegenstössen und vom Flügel. Und wäre in der Schlussphase das «Fliegertor» mit Ramseier auch noch gelungen - die Halle wäre wohl endgültig aus dem Häuschen gewesen.
Fazit: Mit einer starken Leistung hat der HC Kriens-Luzern ein erstes Ausrufezeichen der Saison gesetzt. Coach Heiko Grimm applaudierte seinem Team - wohlwissend, dass die nächste Partie weit anspruchsvoller werden wird. Denn wer Kadetten schlägt, geht gegen Thun nicht mehr gleich unbeschwert ins Spiel. Am Potential, das die Mannschaft an diesem Abend gegen Schaffhausen aber aufzeigte, ändert auch das nicht. Dieses Team ist offensichtlich: #onamission.
HC Kriens-Luzern - Kadetten Schaffhausen 33:27 (17:16)
Krauerhalle 900 Zuschauer. SR Brunner / Salah.
Spielverlauf: 0:1, 3:1, 3:3, 4:5, 7:7, 9:9, 11:9, 13:11, 15:12, 15:14, 16:16, 17:16; 21:16, 23:18, 25:19, 26:20, 26:23, 29:24, 30:25, 31:26, 33:26, 33:27.
HC Kriens-Luzern: Bar (1)/Portmann (13.-30.); Fellmann (1), Mühlebach, Wipf, Blättler, Ramseier (1), Spengler (2), Vögtli, Nyffenegger, Baviera (4), Brücker (8), Stankovic (4(3), Radovanovic, Schramm (5), Hofstetter (7)
Kadetten Schaffhausen: Marinovic/Bringolf (38.); Karacic (2), Liniger (7/1), Küttel (1), Richwien, Graubner, Pendic, Brännberger, Szyba (1), Bliznac (2), Czaszar (10/2), Maros (1), Koch (2), Muggli, Tominec (1).
Strafen: Kriens-Luzern 7x2 Minuten, Schaffhausen 9x2 Minuten inkl rote Karte Koch (53.). Penalties: 35. Bar hält Penalty von Liniger (20:16).
J.P. Chenet Best Player Award: Nyffenegger (HC Kriens-Luzern) und Czaszar (Schaffhausen)