Keine Frage: Wer 7 Minuten vor dem Ende in Thun mit zwei Toren führt, der könnte ein Spiel durchaus gewinnen. Wenn da nicht Thun und sein nie erlahmender Kampfgeist wäre. Im Kampf um einen dieser legendären «Magic moments» erkämpfte sich Wacker Thun das Momentum und erzwang eine ultraspannende Schlussphase. 3.17 Minuten ohne ein Tor erlebten die Teams und 1'000 Fans in der Lachenhalle am Schluss, dafür mit jeder Menge Emotionen, mit Fehlwürfen, mit Nervosität. Und deshalb wohl ein Gastteam, das - sinnbildlich gesprochen - in Thun 27:27 siegte...
Dabei waren die Zentralschweizer denkbar schlecht in die Partie gestartet. Nach Fehlern der Routiniers lagen die Einheimischen 3:0 vorne. Und böse Erinnerungen an deftige Ohrfeigen kamen auf - an Spiele, an denen der HCK nichts zu lachen hatte in Thun - auch wenn die Halle nun mal Lachenhalle heisst. Diesmal aber fing sich der HCK auf, kämpfte sich zurück mit einer immer stärker werdenden Deckung. Und weil in dieser Phase auch Noah Ineichen seine Empfehlung als starker Torhüter abgab, lagen die Gäste aus der Zentralschweiz plötzlich mit zwei Toren vorne.
Jetzt merkte man, dass sich diese beiden Teams durchaus auf Augenhöhe begegneten. Da der Gastgeber aus Thun, im Hoch der Liga und des Europacups, gut auf Playoff-Kurs und in allen Wettbewerben noch vertreten. Da der Gast aus der Innerschweiz, der nach einer Niederlagenserie förmlich rang um seine Form.
Mit zunehmender Spieldauer aber fand der Gast immer besser ins Spiel. Er kämpfte um jeden Meter Raum und verlangte dem erfolgsgewohnten Berner Oberländer Team einiges ab. Als sich beim HC Kriens-Luzern in den letzten 10 Spielminuten die Fehlwürfe häuften, witterte der Gastgeber Morgenluft, kämpfte sich erneut heran und hatte dabei den Support der ganzen Halle auf seiner Seite. Nach 56.43 glich Lukas von Deschwanden aus, der Gastgeber machte sich auf, das Spiel in der Schlussphase noch zu drehen. Nur wusste da noch niemand, dass dies das letzte Tor sein sollte in der Partie...
Was danach kam, war Hektik pur. Doch dem HC Kriens-Luzern gelang es, die wild anrennenden Thuner im Zaum zu halten und das 27:27 über die Zeit zu retten.
Der Punkt aus Thun war zweifellos nicht budgetiert. Aber er hilft ungeheuer, mit Blick auf die Entscheidung im Kampf um den Playoff-Platz wieder etwas befreiter aufzutreten. Und er zeigte, dass sich grosser Aufwand durchaus auch lohnen kann. Was dem HCK zuletzt gleich mehrmals versagt bliebt und sich in Niederlagen ausdrückte, konnte der HCK diesmal als einen Bigpoint festhalten.
Zudem liegt der HCK im Fernduell mit St. Otmar wieder einen Punkt vor den St. Gallern (die am Sonntag gegen Pfadi Winterthur antreten). Das ist, was zählt. Und das könnte durchaus bedeuten, dass es beim Heimspiel gegen die St. Galler zum grossen Showdown kommen könnte. Mit dem Punkt aus Thun hat das Team jedenfalls schon mal vorgelegt.
Wacker Thun - HC Kriens-Luzern 27:27 (14:15)
Lachenhalle Thun, 1'000 Zuschauer. SR Sager/Styger.
Spielverlauf: 3:0, 4:1, 4:4, 5:6, 6:8, 9:9, 10:10, 13:12, 14:15; 16:17, 18:8 20:20, 20:23, 21:24, 23:26, 25:26, 25:27, 27:27.
Wacker Thun: Merz/Winkler; Linder (1), Rubin (6), Raemy (1), Dähler, Isailovic (5), Lanz, Caspar (3), Friedli, von Deschwanden (6/3); Huwyler, Hüsser (2), Feuchtmann (3).
HC Kriens-Luzern: Ineichen/Portmann; Fellmann (1), Blättler, Spengler (5), Vögtli (1), Stojanovic (1), Baviera (4), Stankovic (6), Reuter (2), Schramm (3), Hofstetter (4).
Bemerkungen: Strafen: Wacker 4, HC Kriens-Luzern 4x2 Minuten plus rote Karte gegen Schramm (59.) Penalties: 5. Ineichen hält Penalty von Deschwanden (2:0). Kriens ohne Schelbert, Lehmann, Gwerder und Weingartner