Langenick-Feuerwerk in der Startphase
Als On Langenick aus dem Luzerner Seetal nach sieben Minuten und etwas mehr als 30 Sekunden bereits seinen vierten Treffer bejubeln konnte, war die blauweisse Welt in der Krauerhalle mehr als in Ordnung. Das gutgelaunte Publikum freute sich über den Exploit und beklatschte das Kunststück des 20-Jährigen in FOrm von vier Toren in Serie. Der Gast ging zwar am Ende der dritten Minute in Führung, doch die Antwort des HC Kriens-Luzern fiel heftig aus. Wie aus dem Lehrbuch lancierten die Einheimischen in der Startphase den linken Flügel, dieser nützte die sich bietenden Möglichkeiten eiskalt aus. Milos Orbovic erhöhte knapp drei Bewegungen des grossen Zeigers später sogar auf 5:2. Die Aarauer – ohne den verletzten Tim Aufdenblatten – fanden kaum Zugriff und gerieten immer weiter in Rücklage. Doch die Gäste verloren nie ihre Moral und kämpften sich sogar wieder zurück; trotz einem stark haltenden Rok Zaponsek zwischen der HCKL-Torumrandung. Kurz vor der Pause verpassten es die Innerschweizer, den Vorsprung auf fünf Schlageinheiten auszubauen. Auf der anderen Seite traf dafür der auffällige Martin Slaninka zum 9:12. Anstatt fünf, betrug der Vorsprung der Krienser nur drei Treffer zur Halbzeit. Tore, die in der Endabrechnung fehlen sollten.
Von Angst geprägte Schlussphase
Nach dem Seitenwechsel verkürzte Manuel Zehnder sogar auf 10:12. Beim HCKL hatte nun Tim Rellstab seine beste Phase. Die Tore des wurfstarken Neo-Nationalspielers sorgten regelmässig für Entspannung, doch die immer aufsässigeren Gäste liessen den Luzerner Vorsprung auf kaum mehr als zwei Tore anwachsen. Zehn Minuten vor dem Abpfiff netzte Levin Wanner zum 24:21 ein. Wieder machte es wie zur Spielhälfte den Anschein, dass die beiden Zähler in der Krauerhalle bleiben. Daraus wurde leider nichts, denn eneut konnte der HCS Suhr Aarau auf seine Mentalität vertrauen. Zuerst reüssierte João Ferraz zum 22:24 (54:27), dann parierte Leonard Grazioli gleich doppelt und musste bei einem weiteren HCKL-Abschlussversuch nicht einmal eingreifen, bevor der treffsichere Portugiese 85 Sekunden vor der Schlusssirene nochmals traf (24:23). Während die Angst in den Reihen der Platzherren um sich griff, wuchs der Glaube der Gäste, trotz des Dauerrückstands doch noch Zählbares aus der Krauerhalle zu entführen, fast ins Unermessliche. Noch hatten die Blauweissen mit einem verbleibenden Angriff sämtliche Trümpfe in den Händen, den Sieg doch noch in trockene Tücher zu wickeln. Doch aus dem Krienser Angriff mutierte ein Aarauer Konter – und was zur Halbzeit keiner mehr für möglich hielt, war amtlich mit dem Abpfiff. Die Punkte wurden geteilt, die Gefühlslage darüber ebenso. Konsternation hier, Jubel dort.
Auswärtsfahrt ins Oberland
Für den HC Kriens-Luzern sowie alle anderen QHL-Vereine steht nun die Nationalmannschaftspause an, die beim HCKL mit ausgiebigen Trainingseinheiten genützt werden soll. Am 11. November steht für Blauweiss erstmals nach vier Heimspielen in Serie wieder einmal ein Auswärtsspiel auf dem Programm. Auch gegen Wacker Thun bietet sich für Mannschaft von Goran Perkovac die Möglichkeit, Boden in der Rangliste gut zu machen. Der Abstand auf die Berner Oberländer, die zusammen mit Pfadi und Suhr Aarau je elf Zähler auf dem Konto haben, beträgt derzeit drei Punkte.
HC Kriens-Luzern - HSC Suhr Aarau 24:24 (12:9)
Krauerhalle | 400 Zuschauer | SR Capoccia/Jucker | Felder (Del.)
HC Kriens-Luzern
Zaponsek, Eicher; Harbuz (5/5), Wanner (4), Lapajne (1), Orbovic (1), Rellstab (5), Steenaerts, Oertli, Schlumpf, Delchiappo (1), Langenick (6), Lavric, Sikosek Pelko (1), Buob, Vekic
Strafen
7x2 (2xSikosek Pelko, 2xLavric, Rellstab, Vekic, Orbovic) / 5x2
Bemerkungen
HCKL ohne Gavranovic und Idrizi (beide rekonvaleszent), Lattenschuss Lengenick (11:42), Lattenschuss Lapajne (32:25)
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Wundertüte Aarau
Von der Warte der Verlustpunkte aus, lässt sich die tabellarische Position der Aargauer durchaus sehen. Aktuell stellt der HSC die dritte Kraft des Landes und überzeugt auch in dieser Saison mit seiner Defensive. Die 217 Gegentore werden derzeit nur von Ligakrösus Kadetten unterboten. Dass Suhr Aarau auch Tore werfen kann, beweisen die 41 Treffer zuletzt gegen den Aufsteiger aus Genf. Generell dürfen die Habsburger auf einen erfolgreichen Oktober zurückblicken. Ausser einer Niederlage in Schaffhausen setzte der HSC mit einem Auswärtssieg bei Meister Pfadi ein Ausrufezeichen. Ebenfalls mit einem Treffer Unterschied schlug Suhr Aarau auch den formstarken BSV Bern. Wie die Aargauer Ende September gegen den RTV Basel verloren, bleibt nach einem torarmen 16:19 ein Rätsel, denn die Nordwestschweizer – mit Ligtopscorer Spende – bekunden nach wie vor Mühe, in die Spur zu kommen.
Stevic folgt auf Kaufmann
Dabei musste der HSC Suhr Aarau zuletzt einen veritablen Nackenschlag hinnehmen. Der langjährige Erfolgstrainer Misha Kaufmann packte die ihm sich bietende Möglichkeit und wechselte als Cheftrainer zum ThSV Eisenach in die 2. Bundesliga. Das siegreiche Europacup-Hinspiel gegen Krems vom 17. Oktober bildete den Schlusspunkt einer Ära, die sich sehen lässt und vor der man sich durchaus verneigen darf. Nach dem Aufstieg in die NLA im Frühling 2016 hat Misha Kaufmann das Zepter in der Schachenhalle übernommen. Wenige Monate zuvor musste er im Alter von 32 Jahren seine Spielerkarriere aufgrund einer schweren Knieverletzung beenden. Der HSC Suhr Aarau schenkte Kaufmann das Vertrauen, obwohl er damals noch nicht die nötige Trainerlizenz besass. Ohne nennenswerte Probleme hielt der impulsive Zampano seinen HSC Suhr Aarau im Oberhaus und verblüffte dabei mit einer defensiven Spielweise, die zu grossem Erfolg führte. Kaufmann führte die Seinen 2020 in den Cupfinal, der wegen des Coronavirus aber nie ausgetragen wurde. Als «Trost» durfte der HSC Suhr Aarau im August 2020 am Supercup teilnehmen und gewann diesen und damit den ersten nationalen Titel seit 20 Jahren. Im Weiteren qualifizierte sich der HSC unter Kaufmann mindestens für die Finalrunde. Seit die Playoffs ab 2017/18 mit dem Viertelfinale begannen, war der HSC immer mit von der Partie. In der Saison 2020/21 gelang die erstmalige Halbfinalqualifikation. «Ich habe jeden Tag in den letzten neun Jahren mein Herz in diesen Verein investiert und viele enge Freunde gefunden», erklärt Misha Kaufmann. Er habe viele Erfolge feiern und Highlights erleben dürfen – als Spieler wie auch als Trainer. Am meisten gebe ihm wohl der gewonnene Supercup gegen die Kadetten im Jahr 2020. Und auch sein letztes Spiel am letzten Sonntag gehört dazu: «Das Kapitel HSC mit dem Spiel abzuschliessen, auf das der Verein 14 Jahre lang gewartet hat, ist sehr schön.»
Der HSC fand kurzerhand Ersatz in Aleksandar Stevic. Der 39-jährige Serbe hat in den vergangenen vier Saisons den BSV Bern trainiert und mit den Mutzen einmal den Cupfinal erreicht, qualifizierte sich zweimal für die Playoff-Halbfinals und durfte am EHF Cup teilnehmen. Als Spieler stand er unter anderem für Balingen-Weilstetten und Pfullingen in der Bundesliga auf der Platte. Als Trainer feierte er mit der A-Jugend von Balingen-Weilstetten die Süddeutsche Meisterschaft. Aleksandar Stevic über seinem neuen Job: «Ich habe keine fünf Minuten gebraucht, bis ich Ja gesagt habe. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich hier arbeiten darf.» Er freue sich vor allem auf die grossartige Atmosphäre in der Schachenhalle.
Schrittweise die Tabelle erobern
Beim HC Luzern-Kriens ist man sich der starken Abwehr der Gäste bewusst. «Wir werden am Mittwoch gefordert sein», weiss Milos Orbovic und erklärt weiter, dass der Weg zum Sieg über die Effizienz im Abschluss führt. In der Tat zeigten sich die Blauweissen beim Heimsieg am Samstag gegen die Otmärler stark verbessert, hinten wie vorne. «Wir müssen uns aber nochmals steigern, wenn wir nach St. Otmar auch den HSC Suhr Aarau schlagen wollen», so Goran Perkovac. Die Qualität sei durchaus vorhanden, ist sich der HCKL-Cheftrainer bewusst, «und vor unserem Publikum ist ein Sieg sowieso Pflicht.» Er würde den Blauweissen zweifelsohne helfen, die eingeleitete Aufholjagd fortzusetzen. Verbunden mit der Aussicht, sich nach der Nationalmannschaft weiter nach vorne zu kämpfen.
Photo by Hardy Konzelmann





