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Kriens-Luzern siegt in Gossau «in extremis»

Der HC Kriens-Luzern zieht in der Gossauer Buechenwaldhalle zum Auftakt der zwei englischen Wochen den Kopf gerade mal noch selber aus der Schlinge. Nach einer an sich ungenügenden Leistung erzwingt der Favorit, der sich mit seiner Rolle sichtlich schwer tat, in der letzten Minute das Glück: Zuerst sichert Bar dem Team das 31:31, dann holt Ramseier mit der Schluss-Sirene einen Siebenmeter raus, den Stankovic eiskalt verwertet. Der 32:31-Sieg zählt und bringt den HC Kriens-Luzern auf Rang 2, weil die Konkurrenz am Abend der «irren» Ergebnisse zumindest resultatmässig «normal» blieb...

Kadetten Schafhausen verliert in Basel, Pfadi lässt Punkt in St. Gallen, Thun verliert in Zürich: Wahnsinn in der NLA. War das Waldpurgisnacht? Fast hätte sich der HC Kriens-Luzern diesem wilden Treiben angeschlossen und hätte sich in Gossau beim bisher sieglosen Tabellenschlusslicht blamiert. 40 Minuten lang lag der Favorit aus der Zentralschweiz mit bis zu drei Toren zurück und war insbesondere in der Abwehr nie Herr der Lage. Wenn der HCK jetzt doch punktgleich mit Kadetten Schaffhausen Co-Leader in der Tabelle ist, dann verdankt er dies etwas Dusel, viel Routine - und einer grossen Ladung Abgebrühtheit. Und fast könnte man mit den tapferen Gossauern etwas Mitleid haben, die an diesem Abend aufopferungsvoll kämpften, bald einmal die Chance witterten gegen fahrige Gäste - und am Schluss doch mit gänzlich leeren Händen aus der eigenen Halle trotteten.

Die Entscheidung fiel nach zähen 59 Minuten in der ultraheissen Schlussphase. Zuerst wehrt Paul Bar (der dritte, in diesem Spiel eingesetzte HCK-Torhüter) einen Schuss des iranischen Nationalspielers Nadeshgi ins Aus und hält damit für den Gast zumindest das 31:31. Ein Punkt, der lange Zeit mehr als nur in den Sternen stand. Im Gegenzug zückt Coach Heiko Grimm die Time-Out Karte und sorgt 20 Sekunden vor Schluss für etwas Entlastung. Im offenen Schlagabtausch geht Severin Ramseier auf Rechtsaussen durch, kann nur noch mit Brachialgewalt gestoppt werden, weshalb das Ref-Duo keine andere Wahl mehr hatte, als auf den Siebenmeter-Punkt zu zeigen. Den bringt Routinier Boris Stankovic sicher ins Netz - 32:31. Was an diesem Abend so gut wie unmöglich schien, war Tatsache geworden: Die Punkte gehen in die Innerschweiz.

40 Minuten lang rannte der HC Kriens-Luzern in Gossau der Linie hinterher. Insbesondere defensiv fand der Favorit aus der Innerschweiz kaum die nötige Stabilität. Und es zeigte sich einmal mehr: Gewinnen zu müssen ist deutlich schwieriger, als gewinnen zu dürfen. Denn ganz offensichtlich tat sich der Favorit schwer mit der Rolle und liess gegen einen kämpferischen, spielerisch aber kaum übermächtigen Gegner 19 Tore zu - in 30 Minuten. Sowas war gegen stärkere Gegner nach 60 Minuten der Fall. «Bei uns fehlte es an der nötigen Konzentration», bemängelte Coach Heiko Grimm nach dem Spiel. «Wenn nicht wirklich alle bereit sind, am Limit zu spielen, dann sind wir nur Durchschnitt. Aber das entspricht nicht unserer eigenen Erwartung und unserem Potenzial.» Der Coach machte denn auch keinen Hehl daraus, dass er vom Team deutlich mehr erwarte.

Punkte hin oder her: «So ein Spiel enttäuscht mich!», sagte Grimm nach der Partie noch in der Garderobe. Und er hoffe, dass die Mannschaft nun einsehe, dass sie sich um ein Haar selber erneut geschadet hätte, wenn sie die Partie verloren hätte. Unnötig seien die Defensivschwächen gewesen. Und ebenso unnötig die Chancen, die man dem Gegner serviert habe: «Wir waren gut eingestellt, haben nichts Überraschendes gesehen. Aber wir haben zugelassen, was wir an Stärken des Gegners kannten: Sieben Gegenstoss-Tore in Halbzeit 1 - das war ein Folge von vielen Unkonzentriertheiten.» Dazu zählen auch verworfene Bälle, und dazu zählen einfache Tore über freie Würfe vom Kreis, weil die Abwehr nicht wirklich harmonierte.

Immerhin aber gelang es dem Team, das Blatt in extremis noch zu wenden. Und damit eine Partie zu drehen, die eigentlich so gut wie verloren war. Wichtig auf dem Weg zur Wende waren neben Goalie Paul Bar insbesondere Luca Spengler und Boris Stankovic mit je 8 Treffern. Blättler (4) und Brücker (5) machten ihre Sache auf Aussen ebenfalls gut (beide ohne Fehlschuss). Das ganze Teams aber wusste wohl nach Spielschluss, dass eine ähnliche Leistung schon in den kommenden Partien kaum mehr zum Sieg reichen wird. Denn bei der Konkurrenz, die sich mitten im Finalrunden-Kampf befindet, macht die nahende Entscheidung Kräfte frei. Symptomatisch denn auch, dass vom bereits für die Finalrunden qualifizierten Quartett der HC Kriens-Luzern als einziges Team siegreich blieb - wenn auch nur mit Dusel, Glück und einem Lucky punch...    

 

Fortitudo Gossau - HC Kriens-Luzern 31:32 (19:16)

Buechenwaldhalle, 215 Zuschauer. SR Sager/Styger

Spielverlauf: 0:1, 2:2, 4:4,4:6, 5:8, 9:9, 11:10, 14:14, 16:16, 19:16; 19:18, 21:20, 23:20, 25:22, 25:24, 28:25, 29:26 (52.), 29:29 (56.), 29:30 (58.), 31:30 (59.), 31:32.

Strafen: Gossau 3, Kriens-Luzern 2x2 Minuten plus rote Karte (Disqualifikation) gegen Schramm (53.). 

Forti Gossau: Kindle/Jochum; Ham (4), Weingartner (1), Dedaj (1) Sadeshgi (3),, Mächler (2), Oertig, Bucher, Harder (2/1), Würth (3), Züger, Graf (7), Bösch (1), Piske (7), Eberle.

HC Kriens-Luzern: Portmann/Ineichen (17.-30.)/Bar; Fellmann (1), Wipf, Blättler (4), Spengler (8), Vögtli, Brücker (5), Stankovic (8/2), Ramseier, Radovanovic, Schramm (4), Hofstetter.

Bemerkungen: Kriens ohne Nyffenegger, Baviera, Mühlebach.

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